VfL Lichtenrade feiert 125-jähriges Bestehen mit einem Sportfest – Berliner Woche

Es ist das Jahr 1894 – mitten in der Kaiserzeit. Lichtenrade gehört noch nicht zu Berlin. Ein paar Hundert Menschen wohnen im Dorf. Acht von ihnen treffen sich am 6. Mai in einem Lokal. In gemütlicher Runde gründen sie den Männerturnverein „Frisch Auf“. Dies ist die Geburtsstunde des VfL Lichtenrade.

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Lutz Henckel und Hendrik Feuersänger sind zwei von 1800 Mitgliedern im VfL Lichtenrade 1894. Rechts prangt das Vereinslogo, im Hintergrund befindet sich das Vereinsheim. Foto: Philipp Hartmann

125 Jahre später schlägt Manuela Fritz-Dessau in ihrem Büro im Georg-Kriedte-Haus am Kirchhainer Damm die Vereinschronik auf. Die Geschäftsführerin des VfL Lichtenrade blättert durch Schwarz-Weiß-Fotos, es geht im Schnelldurchlauf durch mehr als ein Jahrhundert Vereinshistorie. Offiziell trägt der VfL Lichtenrade 1894 seinen Namen erst seit 1949. Rund zwei Jahre lang war der Verein nicht existent, nachdem der Vorgänger „Frisch Auf“ 1947 „wahrscheinlich durch die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges“ aufgelöst wurde. Heute verfügt der VfL über 1800 Mitglieder. In Zukunft dürfen es gern noch mehr sein. Die Gründungssportart Turnen stellt noch immer eine der größten Abteilungen. Insgesamt gibt es elf, darunter Badminton, Leichtathletik, Gesundheitssport, Gymnastik, Hand-, Basket- und Volleyball, Tanzen und Trampolin. Zu den weiteren Sportangeboten zählen Qigong, Wandern und Fitness.

„Wir haben keinen Schwerpunkt. Außer Fußball bieten wir praktisch alle populären Mannschaftsballsportarten an“, erklärt der erste Vorsitzende Hendrik Feuersänger. Vor zwei Jahren kamen Faust- und Prellball im Jugendbereich dazu. Aktuell ist das Prellball-Team sogar Berliner Meister – genau wie die A-Jugend im Handball. Die ersten Herren-Mannschaften wurden kürzlich Berliner Basketball-Meister und Handball-Vizemeister, während die B-Jugend den Berliner Handballpokal gewann. Ballsport „made in Lichtenrade“ ist offenbar ein Erfolgsgarant. „Für uns als doch kleiner Verein vom Stadtrand ist das schon eine große Sache“, meint Hendrik Feuersänger. Mitglieder gibt es im Alter von eins bis 90. Auf die Jugend wird viel Wert gelegt. Bestes Beispiel ist Jonas Mattisseck. Der 19-Jährige Basketballspieler wurde bis 2014 beim VfL ausgebildet. Heute zählt er zum Profikader von Alba Berlin und wurde im Frühjahr in die A-Nationalmannschaft berufen. Für den VfL selbst ist der Titelgewinn des Frauen-Basketballteams 1969 – die bis heute einzige Deutsche Meisterschaft im Erwachsenenbereich – der größte Erfolg.

Wahre Größe zeigte der VfL 2015, als er fünf Flüchtlingsfamilien vorübergehend in seinem Vereinsheim am Kirchhainer Damm wohnen ließ. „Wir haben sie ehrenamtlich betreut, ihnen Kindergartenplätze verschafft und sie in den Ämtern unterstützt“, berichtet Vereinssprecher Lutz Henckel. Einst war das Georg-Kriedte-Haus ein Seniorenheim. Ab 1990 bauten engagierte Sportfreunde das Gebäude zwei Jahre lang zum Vereinsheim um. Unter anderem musste der Fußboden ausgetauscht sowie die Decke und die Außenfassade erneuert werden. 2003 kaufte der VfL das zuvor gepachtete Haus vom Bezirk. Bis heute kann dort in sieben Gästezimmern übernachtet werden. „Wir wollen unserem Vereinsheim neues Leben einhauchen“, richtet Hendrik Feuersänger den Blick nach vorn. Erste Sanierungen seien schon wieder fällig, zum Beispiel bei Sanitäranlagen, Fenstern und im Treppenhaus.

Am 24. August 13 bis 18 Uhr wird das Vereinsjubiläum in der Reinhold-Meyerhof-Schulsporthalle, Briesingstraße 23, mit einem Sport- und Jugendfest gefeiert. Infos unter https://vfl-lichtenrade.de/ oder 744 04 77.

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Lutz Henckel und Hendrik Feuersänger sind zwei von 1800 Mitgliedern im VfL Lichtenrade 1894. Im Georg-Kriedte-Haus befindet sich das Vereinsheim. Foto: Philipp Hartmann

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Für den größten Erfolg sorgten die Basketball-Frauen mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1969. Foto: VfL Lichtenrade 1894

Quelle: Berliner Woche, Artikel & Fotos: Philipp Hartmann