Nachruf Jens Grunert

Porträt_Jens_Grunert

Langjähriger 1. Vorsitzender und Ehrenvorsitzender des VfL Lichtenrade

Nach schwerer Krankheit ist unser langjähriger 1. Vorsitzender und Ehrenvorsitzender, Jens Grunert am 24. Juni 2025 im Alter von 87 Jahren gestorben. Wir trauern um ein Mitglied, das unseren Verein in hohem Maße geprägt und zu einem der großen Vereine im Bezirk weiterentwickelt hat. Seiner Familie sprechen wir unser Beileid und Mitgefühl aus und werden Jens immer als einen aufrichtigen, gradlinigen und ehrenhaften Menschen in Erinnerung behalten.

Am 6. Oktober 1966 wurde das neue Verlagsgebäude des Axel Springer Verlages an der Kreuzberger Kochstraße feierlich unter Teilnahme des damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke, des Vizekanzlers Erich Mende und des Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt eingeweiht. Der Axel Springer Verlag hatte Jens für das neue Haus als Ingenieur für Elektrotechnik von Hamburg nach Berlin entsandt. Er war von da an für die Betriebstechnik des Verlages und der Druckerei zuständig.

Zunächst lebte er als Single in der Marienfelder Straße, bis er eine Wohnung in der Barnetstraße in Berlin Lichtenrade für den Familiennachzug seiner Frau Christel und seiner Kinder fand. Kaum in Berlin, kamen Jens und der Springer Verlag auch gleich in die Turbulenzen der 1966 – 1968er Jahre und die Studentendemonstrationen. In dieser Zeit hatte er viele eingeworfene Fensterscheiben des neuen Verlagsgebäudes zu ersetzen.

Die große berufliche Herausforderung war aber, dass die Zeitungen immer pünktlich erscheinen mussten. Dafür war Jens mit verantwortlich. Fehler konnte er sich da nicht leisten. So hatte er hohe Ansprüche an seine Mitarbeiter aber auch an sich selbst stellen müssen. Natürlich brauchte er in seiner Freizeit einen Ausgleich und wurde am 19. Juli 1968 Mitglied der Faust- und Prellballabteilung des VfL Lichtenrade 1894 e.V., einem „Dorfverein“, der sich ebenfalls im Umbruch befand.

Lichtenrade wuchs und viele junge Familien wollten im VfL Sport treiben. Diese Entwicklung hatte Jens von Anfang an miterlebt und war bereit, ehrenamtlich Verantwortung im Verein zu übernehmen, zunächst als Mannschaftsführer, dann als Abteilungsleiter und ab 1986 als 1. Vorsitzender des Vorstandes. Ein Amt, das er aus Überzeugung 23 Jahre lang verantwortungsbewusst ausgefüllt hat.

Er war Realist genug, dass der VfL nur als Breitensportverein moderate Beiträge für Jedermann bieten konnte, wenn er keinen Spitzensport förderte. Der bezahlte Sport ging ihm ohnehin gegen den Strich. Natürlich hat er sich über sportliche Erfolge der Abteilungen gefreut und war stolz darauf, aber sie durften nicht den finanziellen Rahmen des Vereins überschreiten. Überhaupt war er äußerst sparsam und forderte das auch von seinen Mitstreitern im Vorstand und der Geschäftsstelle, die 1987 zunächst in seinem privaten Haus in Lichtenrade eröffnet wurde.

Trotzdem hatte er eine Vision, er wollte gemeinsam mit den Mitgliedern, vor allem den jungen, ein Vereinsheim bauen. Es sollte nach dem Sport ein Treffpunkt aller Mitglieder werden. Wie Jens war, setzte er dieses Vorhaben, das zu West-Berliner und Mauerzeiten auch Sinn machte, in dem gefundenen Georg-Kriedte-Haus beharrlich um. Um die erforderlichen Eigenleistungen zu erreichen, musste jedes erwachsene Mitglied 5 Arbeitsstunden oder einen finanziellen Ausgleich leisten. Er ging selbst mit mehreren hundert Stunden voran und erwartete vom Kern der Mitglieder ebenfalls „Überstunden“.

Der Erfolg gab ihm recht. Die Eröffnung unseres Teils, des umgebauten Georg-Kriedte-Hauses als Vereinsheim, fand am 16. Mai 1992 statt. Die veranschlagten Baukosten wurden eingehalten. Auch das war für Jens wichtig.

Er hat aufgrund seiner großen Verdienste alle Ehrungen, die der VfL zu vergeben hat, in den 57 Jahren seiner Mitgliedschaft erhalten. Für seine hervorragende Arbeit, die über die reine Vereinsführung hinaus ging, wurde er 1997 durch den Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Seine soziale Einstellung zeigte sich nicht zuletzt in der Betreuung und Unterbringung von syrischen Geflüchteten. Im Oktober 2015 bezogen 5 syrische Familien – insgesamt 18 Personen – das Vereinsheim, deren Integration Jens maßgeblich mit Rat und Tat voranbrachte. Dabei kam ihm seine technische Expertise, sowie seine exzellente Vernetzung in der Berliner Bezirks- und Landespolitik zugute. Auch beim Beziehen und Einrichten der Wohnungen packte er dann 2018 kräftig mit an und ließ auch danach den persönlichen Kontakt nicht abreißen.

Mit Jens Grunert verlieren wir eine Persönlichkeit und einen Menschen, dessen Meinung stets geschätzt wurde und dessen engagiert vorgetragene Anliegen bei Politikern, der Verwaltung sowie den Sportverbänden immer Gehör fanden.

Auf seinen Wunsch nehmen wir leise Abschied  und sagen Danke  lieber Jens 

 

Dein VfL Lichtenrade 1894 e.V.